943 Geschichte Deutschlands
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Tagebücher eines Stadtarchivars. Die Schwäbisch Gmünder Kriegschronik von Albert Deibele (1939-1945)
(2020)
Der ehrenamtlich als Stadtarchivar von Schwäbisch Gmünd tätige Pädagoge Albert Deibele führte zum Zweiten Weltkrieg und den ersten Nachkriegsmonaten eine private Chronik. Hierin kommentierte er sowohl den Kriegsverlauf als auch das sozial-gesellschaftliche Alltagsleben seiner schwäbischen Heimatstadt, wodurch intime Einblicke in den durch Krieg und NSDAP bestimmten Alltag dargeboten werden. Darüber hinaus geben die zahlreichen Rückblenden Deibeles wertvolle Einblicke in die Sozialgeschichte seit der Jahrhundertwende. Diese Chronik blieb der historischen Forschung bislang unbekannt und wurde erst Ende 2018 im Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd entdeckt. Da es sich um eine besonders wichtige Quelle zur Erforschung der Geschichte Schwäbisch Gmünds und seiner Umgebung vor der Mitte des 20. Jahrhunderts handelt, wurde sie im Volltext ediert und digital bereitgestellt.
Der Autor Gerd Noetzel untersucht auf breiter Quellengrundlagen und mit besonderer Akribie das zivile Schützenwesen der Stadt Schwäbisch Gmünd insbesondere während des 19. Jahrhunderts. Mit den napoleonischen Kriegen in Folge der Französischen Revolution von 1789 und dem Ende des Alten Reiches 1806 gingen auch für die Schützenbruderschaften tiefgreifende Veränderungen einher. Eine neue Blüte erlebte das Schützenwesen im Vormärz, jener von nationalliberalen Idealen geprägten Epoche, die mit der Revolution 1848/49 und der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche endete. Die Schützenvereine und -gesellschaften brachten sich hierin als Träger national-liberaler Ideen gesamtgesellschaftlich ein und boten vielfältige Foren zum gemeinsamen politischen Diskurs – auch über die nach
wie vor veranstalteten sportlichen Wettkämpfe hinaus, welche schließlich 1882 im erstmals in Schwäbisch Gmünd ausgetragenen württembergischen Landesschießen ihren vorläufigen Höhepunkt fanden.
Das Tagebuch des Schwäbisch Gmünder Marinesoldaten Hermann Schwarzkopf, ediert und kommentiert von Karlheinz Hegele, beleuchtet die letzten Kriegstage des Ersten Weltkriegs an einem ungewohnten Schauplatz: Der 17 Jahre alte Kriegsfreiwillige Hermann Schwarzkopf wird von Kiel aus mit der kaiserlichen Marineflotte nach Sewastopol auf der Krim am Schwarzen Meer beordert. Überraschend ist auch der Zeitpunkt der Entsendung: Die Einheit von Matrose Schwarzkopf wurde im Oktober 1918 von Kiel mit dem Zug ans Schwarze Meer geschickt. Hermann Schwarzkopf trifft mit seiner Einheit am 12. Oktober in Sewastopol ein und erlebt dort das Kriegsende und den Beginn der Novemberrevolution. Der für den jungen Matrosen zeitweise an einen exotischen Urlaub erinnernde Einsatz am Schwarzen Meer endet knapp vier Wochen nach der Ankunft mit der Rückfahrt am 11. November 1918 Richtung Deutschland.
Von der Stauferzeit im Mittelalter bis zum Ende des Alten Reichs Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die Familie von Rechberg vielfältige Herrschaften, Burgen und Rechte im süddeutschen Sprachraum inne. 1643 wurden sie vom rechbergischen Vogt der Herrschaft Waldstetten, Johann Frey, in der ältesten bekannten Hauschronik der Rechberger, dem „Rechbergisch Stammenbüechlin“ beschrieben. Ebenfalls dargestellt wurden einzelne Familienmitglieder und ihre Taten, vor allem diejenigen mit hohen geistlichen und weltlichen Ämtern, darunter Marschälle, Bischöfe und Fürstäbte, Konflikte innerhalb der Familie und mit benachbarten Herrschaften, etwa zu den Grafen von Württemberg oder den Reichsstädten – z.B. zur Stadt Schwäbisch Gmünd, einige zumeist farbige Illustrationen (vor allem von Wappen, aber auch eine von der Burg Hohenrechberg) sowie die Beschreibungen der Eheverbindungen der Rechberger zu anderen adligen Familien.
Der Autor Florian Henning Setzen hat dieses in Privatbesitz der Familie der Grafen von Rechberg befindliche bislang unveröffentlichte Werk, das durch unterschiedliche Schreiberhände bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts weitergeführt wurde, transkribiert, kommentiert und in einer ausführlichen wissenschaftlichen Einleitung in den historischen Zusammenhang gestellt.
Benutzerfreundlich bereit gestellt wurden damit Informationen unter anderem zu folgenden ehemals rechbergischen Herrschaften und Schlössern in Süddeutschland: Mindelheim, Babenhausen, Schramberg, Neuburg an der Kammel, Staufeneck, Kronburg, Brandenburg (Gebiet überwiegend identisch mit der heutigen Stadt Dietenheim, Alb-Donau-Kreis), Oberwaldstetten (heute: Waldstetten an der Günz), Ramsberg, Heuchlingen (heute: Heuchlingen im Ostalbkreis), Wäschenbeuren, Falkenstein (heute: Teil der Gemeinde Gerstetten), Türkheim (heute: Landkreis Unterallgäu), Ravenstein (heute: Teil der Gemeinde Böhmenkirch), Jetzendorf, Hohenrechberg, Aichheim (heute: Altenstadt (Iller)), Donzdorf, Rechberghausen, Unterwaldstetten (heute: Waldstetten, Ostalbkreis), Weißenstein (Landkreis Göppingen), Kellmünz, Osterberg.
Genealogische und andere Informationen lassen sich über folgende mit den Rechbergern verwandte Adelsfamilien finden: von Teck, von Hohenzollern, von Helfenstein, von Werdenberg, von Kirchberg, von Montfort, von Neuffen, von Veringen, von Tierstein, von Erbach, von Matsch, von Ortenburg, von Tübingen, von Aichelberg, von Apremont, von Lichteneck, von Löwenstein, von Zimmern, von Schwarzenberg, Wild- und Rheingrafen, von Trautmannsdorf, von Arco, von Hohenems, Grafen Fugger, von Törring, von Pappenheim, von Waldburg, von Königsegg, von Berg, Khuen und Freien von Belasy, von Lichtenberg, von Aichheim, von Trautson, von Rottenburg (Tirol), von Fronhofen, von Landau, von Treuchtlingen, von Stöffeln, vom Stain, von Haslang, von Reitenau, Vöhlin von Frickenhausen, von Weinsberg, von Brand, von Seinsheim, von Burgmilchling, von Grafeneck, von Laubenberg, von Gumppenberg, von Brandis, von Helmstatt, von Preysing, von Freyberg, von Welden, Güss von Güssenberg, von Hürnheim, von Frundsberg, von Hirschhorn, von Wollmershausen, von Höfingen, von Essendorf, von Bubenhofen, von Gemmingen, von Königsfeld, von Dalberg, von Knöringen, von Thann, von Sachsenheim, von Weilheim, von Rathsamhausen, von Cles, von Rammingen, von Rosenberg, von Venningen, von Riedheim, von Ellerbach, von Lentersheim, von Crailsheim, von Nippenburg, von Berlichingen, von Vellberg, Adelmann von Adelmannsfelden, von Woellwarth, von Hausen, von Heudorf, von Wolfstein, Schad von Mittelbiberach, von Ratzenried, von Stauffenberg, von Geyern, von Westerstetten, von Ahelfingen, von Neuhausen, Speth von Zwiefalten, von Neuneck, von Wernau, von Ow, von Stotzingen, von Ehingen, von Praßberg, von Seckendorf, von Urbach, von Nothaft, von Wernberg, von Buchberg, von Falkenstein, von Schönau, von Landenberg, von Neipperg, von Erolzheim, von Reichau, Fuchs, von Stammheim, von Closen, von Laiming, von Tannberg, von Fraunberg, Groß von Trockau, von Altmannshofen, von Taxis, Graf Forgacs, von Freyberg und Öpfingen, von Boyneburg-Bömmelberg, von Spaur, von Wolframsdorf.
Auch zur Erzähltradition und Sagenbildung finden sich Textzeugnisse im „Stammenbüechlin“: Unter anderem zur Sage vom „Klopferle vom Rechberg“ und zur Sage von der Schlacht mit Heiden im Christental und der anschließenden Ansiedlung von Brüdern der Familie Rechberg in der Nähe des Schlachtortes.