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Mündige Leiber
(2020)
Niemand könnte sich dazu bekennen, zur Unmündigkeit zu erziehen.
Dass man nicht so recht etwas gegen Mündigkeit haben kann, ist ein
erster Schritt, diese Errungenschaft der Aufklärung preiszugeben.
Mündigkeit wird in Präambeln von Lehrplänen und in Sonntagsreden
beschworen. Aber warum sollte sie den Erziehungsalltag von Schule
oder sportlichem Training prägen? Was macht den Geist der Aufklärung
aus, dem wir uns da verpflichtet haben?
Der Sport und die Sportwissenschaften tun sich notorisch schwer mit
mündigen Athletinnen. Klar ist, dass es einen Unterschied zwischen
disziplinierten Körpern und mündigen Leibern gibt. Dieser Unterschied
steht und fällt mit der Bildung von Personen, die nicht fabrizierbar ist.
Das wiederum verlangt ein antirationalistisches Konzept einer leidenschaftlichen
Vernunft. Mündige Leiber sourcen ihren physischen Anteil
nicht aus, um ihn unter eine kontrollierende Macht zu stellen. Moderner
Olympismus wäre, beim Wort genommen, die kantige Bildung von
Eigensinn.
Die vorliegende Arbeit erwuchs aus dem Interesse des Verfassers an den frühen Vereinen
in Schwäbisch Gmünd, geriet aber schnell in den Sog der „Bewegung der Jahre
1848 und 1849“.1 Das war die Bezeichnung im demokratisch orientierten Gmünder
„März-Spiegel“ für die in jenen Jahren in Staat und Gesellschaft aktuellen Neuordnungsbestrebungen
und -vorgänge, die konservative Seite nannte diese „Bewegung“ Revolution.
Unsere Studie bemüht sich, Triebkräfte und Erscheinungsformen dieser „Bewegung“ in
Gmünd, wie Schwäbisch Gmünd zwischen 1802 und 1934 amtlich hieß, aufzuzeigen.
Dabei erfasst sie primär politische und soziale Lebensbereiche der Menschen mit ihren
Einstellungen zu Staat, Gesellschaft und Bildung. So werden Züge einer Gmünder Politik-
und Sozialgeschichte sichtbar. Diese lokalhistorischen Aspekte erhalten ihre Ordnung
aus der gewichteten Gesamtsicht der europaweiten „Bewegung“, wie sie die von uns
herangezogenen Publikationen der im Literaturverzeichnis genannten Autoren Hans-
Ulrich Wehler und Thomas Nipperdey anbieten.
Da die „Bewegung“ erst im Zusammenhang mit der vormärzlichen Lebensordnung ihren
emanzipatorischen Charakter zu zeigen vermag, kann der Vormärz, den wir als die Zeit
zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der März-Revolution von 1848 verstehen,
nicht außer Acht bleiben. Die staatliche Obrigkeit in Gestalt des Königlichen Oberamtes
in Gmünd sowie die Gmünder kommunale Obrigkeit des Stadtschultheißen und des Gemeinderates
hatten in ihren Amtsbereichen Ordnung zu halten, die Herrschaftsstrukturen
zu sichern und die Bevölkerung nach den vorgegebenen Moralvorstellungen zu führen.
Sie wachten über die Grenzziehung für die geistigen und politischen Bewegungsräume
der Bürger. Das freie Wort wurde kontrolliert, die Presse polizeilich zensiert, die Vereine
wurden in ihren Statuten eingesperrt. Das System Metternich war auch in Gmünd maßgeblich.
Im Königreich Württemberg bestand seit 1819 eine Verfassung, die den Fürsten mit einband
und die Rechtsräume des Staates definierte. Die Kräfte der Bewegung forderten die
Einhaltung der bestehenden Verfassungsrechte, darüber hinaus drängten sie beständig
auf eine Verfassungsrevision im Sinne ihres Freiheits- und Partizipationsstrebens. Die
Liberalen kämpften um die Verfassung, die sie als Schutzschild und als Schwert begriffen.
Die Schaffung eines einheitlichen deutschen Nationalstaates mit einer Zentralgewalt,
wofür viele Deutsche in den Kriegen gegen Napoleon gekämpft hatten, war auf dem
Wiener Kongress zugunsten des Machtegoismus der einzelnen deutschen Fürsten und
zugunsten einer Friedensruhe in Mitteleuropa unterblieben. Die Idee eines vom souverä-
nen Volk zu schaffenden deutschen Nationalstaates aber, die sich dann in der März-Revolution 1848 Bahn brach, war im Vormärz in unterschiedlicher Gewichtung wirksam
geblieben.
Unsere Darstellung möchte zeigen, dass der Vormärz eine Zeit des Staus liberaler und
nationaler Probleme war.
Die Bewegungskräfte setzten sich in den Jahren 1848/ 49 zeitweilig durch. Die alten
Machthaber jedoch schlugen zurück und waren in der Lage, die Errungenschaften der
„Bewegung“ in zahlreichen Bereichen zunichte zu machen, zumindest sie zu blockieren.
Unsere Studie bringt Beispiele für diese Reaktion, die der ganzen nachrevolutionären
Epoche ihren Namen gab.
Der sehr geraffte Ausblick über die Reaktionszeit hinaus konzentriert sich zur thematischen
Abrundung auf das patriotische humanitäre Wirken Eduard Forsters und Johannes
Buhls, die im Gmünder Aufbruch 1848/ 1849 Führungspersönlichkeiten gewesen waren.
Unsere Arbeit ist thematisch gegliedert und folgt der Chronologie, was jedoch im Einzelfall
zeitliche Vor- und Rückgriffe nicht ausschließt, um ein Thema hinreichend komplex zu
gestalten.
Die benutzten Pressequellen sind im Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd vorhanden, nur
wenige Teilstücke dieser Primärquellen fehlen.2 Diese Lücken sind für unser Arbeitsvorhaben
jedoch nicht bedeutsam geworden. Wo es aus quellenkritischer Sicht notwendig
erschien, wurden als weitere Primärquellen die Protokolle des Gmünder Gemeinderates
sowie einige amtliche Texte aus dem Königlich-Württembergischen Staats- und Regierungs-
Blatt (1807-1823) bzw. dem Regierungs-Blatt für das Königreich Württemberg
(1824-1849) herangezogen. An einigen Stellen der Arbeit halfen Dokumente aus den von
Ernst Rudolf Huber herausgegebenen Bänden „Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte“
als Primärquellen aus.
„Die Presse ist nun freilich nicht das Leben selbst. Aber in ihr spiegeln sich die Ideen,
welche das Leben bewegen.“3 Diese Auffassung vertrat im Jahre 1873 Adolf Held, ein
Kenner der deutschen Arbeiterpresse. Im Anschluss an diese Sichtweise kann der Verfasser
feststellen, dass sich die zeitgenössischen Gmünder Pressequellen als breiter und
heller Spiegel der Gmünder Lebenswelt in den ausgewählten Themenbereichen erwiesen.
Es galt, die in der Presse gespeicherte Wirklichkeit zu erschließen und zu ordnen.
Hier soll, soweit es der Verfasser nachprüfen konnte, das Bemühen der Gmünder Presseredakteure
um Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit bei ihrer Nachrichten- und Meinungsvermittlung
unterstrichen werden.
In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Auswirkungen eine personenzentrierte Spiel- und Entwicklungsförderung auf sozial unsichere Kinder hat. Die beschriebene Spielintervention baute sich in Anlehnung an das Konzept IPSA (Integration personenzentrierter Spielförderung in den Alltag von Kindertageseinrichtungen) in zehn aufeinander folgenden Fördereinheiten auf, von Einzelstunden über Kleingruppeneinheiten bis hin zur Umsetzung in der Großgruppe. Die Förderung wurde mit einer Durchführungsgruppe und einer Vergleichsgruppe vorgenommen. An der Spielintervention nahmen vier Mädchen im Durchschnittsalter von 4;7 Jahren teil. Die Auswertung erfolgte anhand protokollierter Stundenbegleitbögen seitens der Autorin, der Befragung bei Eltern und Erzieherinnen mittels CBCL und C-TRF sowie der Durchführung von Leitfadeninterviews mit den Bezugserzieherinnen der Durchführungsgruppe. Dabei wurde festgestellt, dass die teilnehmenden Kinder nach der Spielintervention tendenziell bessere Werte und Einschätzungen in den Bereichen der internalisierenden Auffälligkeiten, des Selbstkonzeptes und des Selbstbewusstseins erhielten. Die vorliegende Bachelorarbeit kann als Ansatz / Grundlage für die Integration des personenzentrierten Ansatzes in Kindertageseinrichtungen dienen. Die Weiterführung der Studie könnte durch eine andere spezielle Verhaltensauffälligkeit oder eine repräsentative Kindergruppe mit generellen Verhaltensfacetten erfolgen. Auch Überlegungen hinsichtlich eines längeren Interventionszeitraums oder mehr Fördereinheiten sind dabei zu bedenken, um eine Umsetzung im größeren Umfang, mit einer in sich vergleichbaren und aussagekräftigeren Stichprobe zu erhalten.
Planungsintervention in der Raucherentwöhnung: Machbarkeit und Wirksamkeit im klinischen Setting
(2014)
Hintergrund: Rauchen gilt als eine der am häufigsten vermeidbaren Todesursachen. Deshalb kommt der Veränderung von Rauchgewohnheiten eine wichtige Bedeutung zu. Ein Modell, das als theoretischer Rahmen dieser Arbeit dient und sich zur Vorhersage von Gesundheitsverhalten bewährt hat, ist das Sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (HAPA). Ein Hauptproblem bei der Veränderung von Risikoverhaltensweisen ist die Nichtumsetzung der Aufhörintention in Verhalten. Das HAPA Modell benennt zwei Prozesse, die hierbei unterstützen sollen: Handlungsplanung (Verknüpfung geeigneter Situationen mit dem Zielverhalten) und Bewältigungsplanung (Antizipieren von Hindernissen und Strategien zur Überwindung der Hindernisse). Planungsinterventionen, die gezielt zu Planungsverhalten anleiten, haben sich für viele Verhaltensweisen bewährt. Die Kombination von Handlungs- und Bewältigungsplanung sollte dabei besonders wirksam sein, wurde aber für die Veränderung des Rauchverhaltens noch nicht untersucht. Voraussetzung für die Wirksamkeit von Planungsinterventionen ist eine vorhandene Aufhörintention. Außerdem wird angenommen, dass Pläne bestimmte Eigenschaften haben müssen. Die Funktionalität, Genauigkeit, Anzahl und die Vollständigkeit der Pläne können hierfür als Kriterien herangezogen werden. Das Krankenhaus sollte sich als Setting eignen, um Planungsinterventionen anzubieten, da der Krankenhausaufenthalt einen teachable moment darstellen sollte. Ziel: Ziel der Studie ist es zu untersuchen, ob eine Planungsintervention zur Unterstützung aufhörmotivierter RaucherInnen in einem Krankenhaus durchführbar ist und zur Veränderung des Rauchverhaltens beitragen kann. Dabei soll eine kombinierte Handlungs- und Bewältigungsplanung an einer klinischen Stichprobe RaucherInnen geprüft werden. Die Intention und die Ausprägung der Planeigenschaften sollen in die Analysen einbezogen werden. Methode: Durchführung einer randomisiert kontrollierten Studie mit drei Messzeitpunkten. Rekrutierung aufhörmotivierte RaucherInnen in den Anästhesieambulanzen der Charité Berlin. Ausfüllen eines Basisfragebogens (T0). Prä-Befragung nach elektiver Operation (T1) auf Station. InterventionsteilnehmerInnen erhielten zusätzlich ein Planungsblatt (Anleitung zur Handlungs- und Bewältigungsplanung). Vier Wochen später wurde ein Follow up- Fragebogen zugesandt (T2). Ergebnisse: Es nahmen N=108 RaucherInnen an der Untersuchung teil. Davon waren N=46 in der Interventionsgruppe. Interventionsunabhängige Verhaltensänderungen unterstützen die Annahme, dass im Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt eine erhöhte Bereitschaft zur Verhaltensänderung besteht. Außerdem fand sich ein vergleichsweise hoher Anteil aufhörmotivierter RaucherInnen. Ein höherer Anteil Männer, höherer Anteil stärker abhängiger RaucherInnen sowie RaucherInnen mit früherem Raucheinstieg und mit einer geringeren Aufnahmeselbstwirksamkeit haben die Intervention nicht angenommen. Die Planungsintervention hatte keinen direkten Einfluss auf die Veränderung des Rauchverhaltens. Unter Berücksichtigung der Höhe der Aufhörintention zeigte sich: InterventionsteilnehmerInnen mit geringerer Aufhörintention hatten ihr Rauchverhalten wahrscheinlicher und stärker verändert als KontrollgruppenteilnehmerInnen mit geringer Intention. Unter Berücksichtigung der Planeigenschaften zeigte sich: Je geringer die Genauigkeit beziehungsweise Vollständigkeit der Handlungspläne und je höher die Genauigkeit beziehungsweise Vollständigkeit der Bewältigungspläne, desto wahrscheinlicher beziehungsweise stärker war die Verhaltensänderung. Die Anzahl der Hindernisse und die Anzahl der Strategien hatte jeweils einen Einfluss darauf, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich das Rauchverhalten zu T2 verändert hatte. Diskussion: Die Ergebnisse der Studie unterstützen die Annahme, dass sich das Krankenhaus eignen sollte, aufhörmotivierten RaucherInnen Planungsinterventionen anzubieten. InterventionsteilnehmerInnen mit geringer Aufhörintention profitierten von der Planungsintervention. Sie hatten ihr Rauchverhalten mit gleicher Wahrscheinlichkeit und gleich stark verändert, wie Interventions- und KontrollgruppenteilnehmerInnen mit hoher Aufhörintention. Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass Planungsinterventionen einen ausgleichenden Effekt auf eine geringere Aufhörintention haben können. Die Ergebnisse der Studie weisen auch darauf hin, dass die Handlungsplanung der positiven Wirkung der Bewältigungsplanung entgegengewirkt zu haben scheint. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum sich zwischen Interventions- und KontrollgruppenteilnehmerInnen mit hoher Aufhörintention kein Unterschied findet. Die Gestaltung der Intervention zur Anwendung in der Raucherentwöhnung sollte zukünftig auf die Anleitung zur Bewältigungsplanung beschränkt und eine möglichst hohe Anzahl, Genauigkeit und Vollständigkeit an Bewältigungsplänen unterstützt werden.
Videoaufzeichnungen werden heutzutage fast überall erstellt und sind in vielen Bereichen unse- res täglichen Lebens präsent. Ob als Familienvideos, Videos von Veranstaltungen, Internetvi- deos, Videos von Freizeitaktivitäten, Überwachungsvideos oder als Webcam-Aufzeichnungen. Besonders in der Arbeitswelt spielen Kommunikationsformen, die auf Videotechnik basieren, eine immer größere Rolle. Das bekannteste Beispiel dürfte die Videokonferenz sein. Durch die moderne Technik und die schnellen mobilen Internetverbindungen können auch große Daten- mengen an Videos sehr schnell an jedem Ort verfügbar gemacht werden. Es ist daher naheliegend videobasierte Unterrichtssettings auch im schulischen Kontext zu nutzen.
Unterricht zu optimieren ist seit jeher stetes Bestreben aller in Hochschule und Schule Tätigen und wird auch von Eltern, Bildungspolitikern und gesellschaftlichen Instanzen immer wieder gefordert. Die jeweils „neuen“ Medien und Technologien sind diesem Ziel der Unterrichtsopti- mierung untergeordnet. Nun ist Video kein allzu ‚neues’ Medium und Videographie in der Schul- pädagogik nicht erst gegenwärtig ein gern eingesetztes Verfahren der Unterrichtsanalyse, deshalb stellt sich die Frage nach Notwendigkeit und Bedeutsamkeit dieser Untersuchung.
Ausgehend von der Grundannahme, dass Videographie ein erfolgreiches Konzept ist, das in der Schule konsequent weiterentwickelt werden sollte, werden Bedingungen untersucht, unter denen Grundschullehramtsstudierende im Professionalisierungsprozess zur Nutzung digitaler Medien unterstützt werden können. Dabei sind die Perspektiven der Studierenden, ihre Erwartungen und Befürchtungen impulsgebend. Der Einsatz von Videoanalyse sollte immer vor dem Hintergrund geschehen, die Unterrichtsqualität kontinuierlich zu verbessern - und zwar im Kern, beginnend bei der Lehrperson im Unterricht. Die Auseinandersetzung mit Videographie und insbesondere mit Eigenvideos erfordert Reflexionsfähigkeit und fördert die Entwicklung stabiler Selbstwirk- samkeitsüberzeugungen und Zuversicht. Die Untersuchung der Einstellungen der Studierenden soll helfen, zusammen mit allen Beteiligten des Projektes ProMedia Primar 3P ein sinnvolles Lehr- und Lernangebot mit Videographie zu konzipieren und zu gestalten, um den Studierenden Werkzeuge für ihre lebenslange Aufgabe der Professionalisierung mit auf den Weg zu geben.
In einem Forschungsprojekt zur Dialogischen Förderdiagnostik in der Alphabetisierung Jugendlicher und Erwachsener wurde die Aufgabensammlung „Lesen & Schreiben“ (BACKHAUS/RACKWITZ 2011) entwickelt, um möglichst differenziert zu erheben, über welche Lese- und Schreibstrategien bspw. Teilnehmer_innen an Alphabetisierungskursen verfügen.
Die Sammlung enthält unter anderem die Aufgabe „Wörterrätsel-1“, in der ungeübte Realwörter geschrieben werden sollen. Als Alternative wurde die Aufgabe „Kunstwörter“ konzipiert, bei der verschiedene Pseudowörter verschriftet werden sollen, um bei Personen, die große Vorbehalte haben, ungeübte Realwörter zu schreiben, dennoch beobachten zu können, über welche Einsichten und Strategien sie bereits verfügen.
Bei der Erprobung der Aufgabensammlung Lesen & Schreiben wurde die Aufgabe „Kunstwörter“ sowie die Aufgabe „Wörterrätsel-1“ von N = 63 Analphabet_innen bearbeitet. Bei der anschließenden Datenauswertung wurden zunächst mit einer nicht-linearen (kategorialen) Hauptkomponentenalyse (NLPCA) drei Komponenten extrahiert. Auf den ersten beiden Komponenten laden jeweils Pseudowörter mit unterschiedlich komplexen Laut- und Schriftstrukturen, deren Verschriftung die Beachtung verschiedener orthografischer Besonderheiten erfordert, während die dritte Komponente primär Pseudowörter vereint, die relativ einfach strukturiert sind und die sich mit der alphabetischen Strategie verschriften lassen.
Mehrere univariate Regressionsanalysen zeigten signifikante Zusammenhänge und eine Varianzaufklärung zwischen 50 und 66 Prozent zwischen dem Abschneiden in der Aufgabe „Kunstwörter“ und dem Abschneiden in der Aufgabe „Wörterrätsel-1“. Eine Multivariate Regressionsanalyse mit den drei in der NLPCA extrahierten Komponenten als Prädiktor und dem Abschneiden in der Aufgabe „Wörterrätsel-1“ als abhängiger Variable zeigte, dass die dritte Komponente mit r(61) = ,683, p < ,001 am höchsten mit dem Abschneiden in der Aufgabe „Wörterrätsel-1“ korreliert und mit 45,8 Prozent am meisten Varianz aufklärt, gefolgt von der zweiten Komponente, die allerdings lediglich 26,7 Prozent Varianzaufklärung zusätzlich beiträgt, sodass ein Gesamtmodell resultierte, das insgesamt 72,5 Prozent Varianz im Abschneiden in der Aufgabe „Wörterrätsel-1“ aufklärt, wobei die erste Komponente keinen Beitrag leistete.
Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse eines Vergleichs der Pseudowortschreibungen der 63 Analphabet_innen mit den Verschriftungen von insgesamt 1209 Grundschüler_innen der Klassenstufen 1 bis 4 sowie von 233 Studierenden, dass mit den Pseudowörtern auch Kompetenzzuwächse bzw. Leistungsfortschritte beobachtbar sind. Detailanalysen der Pseudowortschreibungen in den verschiedenen Gruppen hatten im Wesentlichen zum Ergebnis, dass es keine wesentlichen qualitativen Unterschiede bezüglich der häufigsten Verschriftungsvarianten der Pseudowörter zwischen der Gruppe der Analphabet_innen und den übrigen Gruppen gibt.
Die Ergebnise der Erprobung der Aufgabe sprechen zunächst dafür, dass die zu schreibenden Pseudowörter eine geeignete Alternative sind, um in der Alphabetisierungsarbeit zu beobachten und einschätzen zu können, ob ein Lerner bereits über die alphabetische Strategie verfügt und in welchem Ausmaß er diese anwendet.
In einem nächsten Schritt sollten die Ergebnisse mit größeren und ggf. spezifisch repräsentativen Stichproben überprüft sowie ggf. Interviews mit den Teilnehmer_innen geführt werden, um die Ergebnisse auch kommunikativ zu validieren.
Im Rahmen einer qualitativen Studie werden anhand von 59 Leitfadeninterviews die Rezeption und Nutzung von Vergleichsarbeiten bei baden-württembergischen Lehrpersonen der Sekundarstufe I analysiert. In einer umfassenden Darstellung von Maßnahmen zur Qualitätssicherung und von Modellen zur Steuerung des Bildungswesens wird der Fokus auf ein von Helmke und Hosenfeld beschriebenes idealtypisches Modell für einen outputorientierten Bildungsprozess gelegt. Die Auswertung der Interviews erfolgt entlang dieses Modells zur Rezeption und Nutzung der Vergleichsarbeiten mit Hilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Lehrer_innen in ihrer Einstellung zu Vergleichsarbeiten teilweise stark voneinander unterscheiden. Dementsprechend verhalten sich die Lehrpersonen sowohl bei der Auseinandersetzung mit den Rückmeldedaten und der Bewertung einzelner Aspekte der Vergleichsarbeiten als auch bei der Ableitung geeigneter Maßnahmen für die Unterrichtspraxis. Zusammen mit Befunden aus der Rezeptionsforschung zur Implementierung von Vergleichsarbeiten lassen sich im Anschluss an die differenzierte Interviewanalyse anhand ausgewählter Kategorien fünf verschiedene Typen generieren, die sich in der Rezeption und Nutzung von Vergleichsarbeiten unterscheiden; 1) der begeisterte, überzeugte und befürwortende Typ, 2) der positiv mitspielende Typ, 3) der desinteressierte, gelassene Typ, 4) der negativ kritische Typ und 5) der ablehnende, belastete Typ.