Refine
Year of publication
Document Type
- Doctoral Thesis (30)
- Book (16)
- Part of Periodical (11)
- Conference Proceeding (9)
- Other (9)
- Report (3)
- Article (1)
- Bachelor Thesis (1)
- Part of a Book (1)
- Examination Thesis (1)
Has Fulltext
- yes (83)
Keywords
- Schwäbisch Gmünd (12)
- Sachunterricht (8)
- Technikdidaktik (7)
- Technikunterricht (7)
- Unterrichtsforschung (7)
- Gmünd <Württemberg> (6)
- Schwäbisch Gmünd / Pädagogische Hochschule (6)
- technik-education (6)
- Drittmittel (5)
- Edition (5)
Institute
Bei dem vorgelegten Werk handelt es sich um eine Quellenedition. Diese ist aus zwei Seminaren zur Geschichte des Dorfs im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit hervorgegangen, die im Sommersemester 2009 an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd gehalten wurden. Enthalten ist das Lagerbuch von 1576, das die Besitzungen des Klosters Murrhardt in und um die Stadt Murrhardt beschreibt. Murrhardt ist heute eine Stadt von 13.000 Einwohnern und liegt im Rems-Murr-Kreis im Bundesland Baden-Württemberg, also im Südwesten Deutschlands. Lagerbücher sind eine Art Grundbücher. Sie enthalten Informationen über die zu einer Herrschaft – hier das Kloster Murrhardt – gehörigen Untertanen, deren Besitz, soweit dieser aus Immobilien wie Häusern und landwirtschaftlichen Grundstücken bestand, sowie Informationen über die von den Untertanen an die Herrschaft zu leistenden Abgaben. Mit enthalten sind auch grundlegende Aussagen über die Rechtsverhältnisse und staatliche bzw. herrschaftliche Zugehörigkeit des im Lagerbuch behandelten Ortes. Dabei werden nicht selten auch Dokumente und Verträge, oft auch solche älteren Datums, die die örtlichen Rechtsverhältnisse beschreiben, mit ins Lagerbuch aufgenommen. Im vorliegenden Falle heißt dies konkret, dass in Abschrift eine ganze Reihe von Urkunden vorhanden ist, die über das Jahr 1576 zurückreichen. Das frühere Benediktinerkloster Murrhardt war erstmals 1534/35 und dann endgültig seit 1552 protestantisch geworden. Obwohl es seitdem keine Mönche mehr beherbergte, blieb das Kloster – wie im Herzogtum Württemberg auch bei den andern Klöstern üblich – als Wirtschaftseinheit bestehen. Zusätzlich zu umfassenden Informationen zu den Besitzungen des Klosters in der Stadt ist der Text von 26 die Stadt und das Kloster betreffenden Urkunden enthalten, die bis 1489 zurückreichen, ferner eine Beschreibung des dem Kloster gehörigen Jagdbezirks. Im einzelnen sind Aussagen enthalten zur materiellen und rechtlichen Lage der Stadtbürger und zu den wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt, insbesondere zu den Badstuben, zu den Mühlen, zur Bodennutzung und zur Viehhaltung. Aus der Nennung der zahlreichen Berufe lässt sich die Berufsstruktur der Stadt rekonstruieren, aus dem Umfang der Abgaben die Steuerleistung und somit die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Gemeinwesens. Die zahlreichen Flurnamen ermöglichen es, die Wirtschafts- und Besiedlungsgeschichte weit über das 16. Jahrhundert hinaus zurück zu schreiben. Hinsichtlich der Bürger sind also Informationen vorhanden, die es ermöglichen, eine detaillierte Sozialgeschichte zu formulieren. Die Informationen zu den Gebäuden erlauben die exemplarische Beschreibung des Baubestandes, der Stadtplanung und der Fortifikation einer südwestdeutschen Stadt des 16. Jahrhunderts. Aufgrund der Nennungen von Straßen, Wegen, Pfaden, Brücken und Furten ist es möglich, das Straßennetz des späten 16. Jahrhunderts und damit Verkehrs- und Handelswege zu rekonstruieren. Die Flurnamen und die Daten über die Art der Bodennutzung ermöglichen es auch, paläoökologische Aussagen aus dem Quellentext zu gewinnen. Es muss unter Sozialhistorikern kaum betont werden (wohl aber unter Kollegen aus Fächern, die dem Fach Geschichte nicht allzu nahe benachbart sind), dass es bei der vorliegenden Quellenedition nicht um heimatkundliche Nabelschau geht, sondern um eine Edition die Material für exemplarische Mikrostudien liefern kann. Das im Lagerbuch enthaltene Material dient demnach nicht primär der lokalhistorischen Forschung und auch nicht nur der südwestdeutschen landesgeschichtlichen Forschung zum 16. Jahrhundert, sondern hat darüber hinausgehende Bedeutung. Das hier edierte Quellenmaterial ist aber ausdrücklich auch als Basis für künftige Seminare und kleinere und größere studentische Arbeiten gedacht.
Von der Stauferzeit im Mittelalter bis zum Ende des Alten Reichs Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die Familie von Rechberg vielfältige Herrschaften, Burgen und Rechte im süddeutschen Sprachraum inne. 1643 wurden sie vom rechbergischen Vogt der Herrschaft Waldstetten, Johann Frey, in der ältesten bekannten Hauschronik der Rechberger, dem „Rechbergisch Stammenbüechlin“ beschrieben. Ebenfalls dargestellt wurden einzelne Familienmitglieder und ihre Taten, vor allem diejenigen mit hohen geistlichen und weltlichen Ämtern, darunter Marschälle, Bischöfe und Fürstäbte, Konflikte innerhalb der Familie und mit benachbarten Herrschaften, etwa zu den Grafen von Württemberg oder den Reichsstädten – z.B. zur Stadt Schwäbisch Gmünd, einige zumeist farbige Illustrationen (vor allem von Wappen, aber auch eine von der Burg Hohenrechberg) sowie die Beschreibungen der Eheverbindungen der Rechberger zu anderen adligen Familien.
Der Autor Florian Henning Setzen hat dieses in Privatbesitz der Familie der Grafen von Rechberg befindliche bislang unveröffentlichte Werk, das durch unterschiedliche Schreiberhände bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts weitergeführt wurde, transkribiert, kommentiert und in einer ausführlichen wissenschaftlichen Einleitung in den historischen Zusammenhang gestellt.
Benutzerfreundlich bereit gestellt wurden damit Informationen unter anderem zu folgenden ehemals rechbergischen Herrschaften und Schlössern in Süddeutschland: Mindelheim, Babenhausen, Schramberg, Neuburg an der Kammel, Staufeneck, Kronburg, Brandenburg (Gebiet überwiegend identisch mit der heutigen Stadt Dietenheim, Alb-Donau-Kreis), Oberwaldstetten (heute: Waldstetten an der Günz), Ramsberg, Heuchlingen (heute: Heuchlingen im Ostalbkreis), Wäschenbeuren, Falkenstein (heute: Teil der Gemeinde Gerstetten), Türkheim (heute: Landkreis Unterallgäu), Ravenstein (heute: Teil der Gemeinde Böhmenkirch), Jetzendorf, Hohenrechberg, Aichheim (heute: Altenstadt (Iller)), Donzdorf, Rechberghausen, Unterwaldstetten (heute: Waldstetten, Ostalbkreis), Weißenstein (Landkreis Göppingen), Kellmünz, Osterberg.
Genealogische und andere Informationen lassen sich über folgende mit den Rechbergern verwandte Adelsfamilien finden: von Teck, von Hohenzollern, von Helfenstein, von Werdenberg, von Kirchberg, von Montfort, von Neuffen, von Veringen, von Tierstein, von Erbach, von Matsch, von Ortenburg, von Tübingen, von Aichelberg, von Apremont, von Lichteneck, von Löwenstein, von Zimmern, von Schwarzenberg, Wild- und Rheingrafen, von Trautmannsdorf, von Arco, von Hohenems, Grafen Fugger, von Törring, von Pappenheim, von Waldburg, von Königsegg, von Berg, Khuen und Freien von Belasy, von Lichtenberg, von Aichheim, von Trautson, von Rottenburg (Tirol), von Fronhofen, von Landau, von Treuchtlingen, von Stöffeln, vom Stain, von Haslang, von Reitenau, Vöhlin von Frickenhausen, von Weinsberg, von Brand, von Seinsheim, von Burgmilchling, von Grafeneck, von Laubenberg, von Gumppenberg, von Brandis, von Helmstatt, von Preysing, von Freyberg, von Welden, Güss von Güssenberg, von Hürnheim, von Frundsberg, von Hirschhorn, von Wollmershausen, von Höfingen, von Essendorf, von Bubenhofen, von Gemmingen, von Königsfeld, von Dalberg, von Knöringen, von Thann, von Sachsenheim, von Weilheim, von Rathsamhausen, von Cles, von Rammingen, von Rosenberg, von Venningen, von Riedheim, von Ellerbach, von Lentersheim, von Crailsheim, von Nippenburg, von Berlichingen, von Vellberg, Adelmann von Adelmannsfelden, von Woellwarth, von Hausen, von Heudorf, von Wolfstein, Schad von Mittelbiberach, von Ratzenried, von Stauffenberg, von Geyern, von Westerstetten, von Ahelfingen, von Neuhausen, Speth von Zwiefalten, von Neuneck, von Wernau, von Ow, von Stotzingen, von Ehingen, von Praßberg, von Seckendorf, von Urbach, von Nothaft, von Wernberg, von Buchberg, von Falkenstein, von Schönau, von Landenberg, von Neipperg, von Erolzheim, von Reichau, Fuchs, von Stammheim, von Closen, von Laiming, von Tannberg, von Fraunberg, Groß von Trockau, von Altmannshofen, von Taxis, Graf Forgacs, von Freyberg und Öpfingen, von Boyneburg-Bömmelberg, von Spaur, von Wolframsdorf.
Auch zur Erzähltradition und Sagenbildung finden sich Textzeugnisse im „Stammenbüechlin“: Unter anderem zur Sage vom „Klopferle vom Rechberg“ und zur Sage von der Schlacht mit Heiden im Christental und der anschließenden Ansiedlung von Brüdern der Familie Rechberg in der Nähe des Schlachtortes.
Die Dissertation stellt die Frage nach einer möglichen analogen Kongruenz zwischen Paul Celans Lyrikband Die Niemandsrose und Emine Sevgi Özdamars Romantrilogie Sonne auf halbem Weg in den Raum, um sie in Form eines offenen, in der Zukunft möglicherweise noch weiter zu vertiefenden Dialogs zu öffnen. Der herleitende Teil der Arbeit umfasst neben der Einführung zu wichtigen Lebensdaten beider Dichterpersönlichkeiten die Erarbeitung einer wissenschaftlichen Grundlage (>>Das Prinzip der getrübterfü[h]l[l]ten Erweiterung<<), die – angelehnt an Karl Raimund Poppers Drei-Welten-Theorie – von einer Wechselwirkung einer (bruchhaften) ‘äußeren‘
Welt und einer (rissigen) ‘inneren‘ Welt ausgeht, um aus diesem Changieren durch das ‘blitzartig‘ aufkeimende Dichterwort selbst eine sich stets aufs Neue freisetzende ‘aktualisiert-getrübte‘ Sprache zu generieren. Der Begriff „Krise“ bildet den Kernbegriff des theoretischen Teils der Arbeit. Analog hierzu wird
der kulturtheoretische Ansatz Homi K. Bhabhas (‘Bruch von außen‘), der philosophische Standpunkt von Bernhard Waldenfels (‘Riss von innen‘) – damit verbunden sind Edmund Husserl, Martin Heidegger, Hannah Arendt,Merleau-Ponty, Sigmund Freud, Walter Benjamin und Michail Bachtin – sowie die Darlegung des Geistesphänomens produktiver Melancholie eingeführt. Im
analytischen Teil der Arbeit wird der Schwerpunkt auf die Untersuchung des Lyrikbandes Die Niemandsrose von Paul Celan gesetzt, und zwar im Hinblick auf seinen Zusammenhang von „Daseinstrübung und Sprachfindung“.
Während die Zyklen I und II den Weg des bedrängten Abgrunds suchen,werden die Zyklen III und IV tendenziell von dem Entschluss getragen, nicht untergehen zu wollen. Die Suche nach einem >>ansprechbaren Du<< (Celan)ist damit ein poetologisches Grundmanifest, das in getrübter Weise gleichermaßen erfühlt wie erfüllt ist. Die Frage nach einer möglichen Kongruenz von Celans Niemandrose und Özdamars Sonne auf halbem Weg bildet nicht nur den Grundakkord des Ausgangspunktes, sie bleibt auch der des Endes dieser Arbeit: In Form einer Synopse findet – ausgehend vom Motiv des Steins, das im Werk beider Dichter eine herausragende Stelle besetzt – ein Aufeinanderprallen zwischen Celans Poetik und Özdamars Romandiktion im Dichter-Wort selbst statt.
Ziel der Forschung im Rahmen dieser Dissertation war es, die Implementierung von Maßnahmen der Konzeption Schulautonomie – im Speziellen jene der Selbstevaluation -
in Bezug auf die Schnittstelle Formal- bzw./ Aktivitätsstruktur im Mehrebenensystem Schule hinsichtlich des Implementierungsgrads und des Implementierungsorts
hypothesenleitend zu untersuchen.
Im ersten Teil der Dissertation werden die wenigen, bereits vorhandenen Ergebnisse aus Studien und Untersuchungen dargelegt, welche erste Erkenntnisse zur Implementierung von Maßnahmen der politischen Rahmenkonzeption Schulautonomie über die jeweilige Schnittstelle Formal-bzw./Aktivitätsstruktur auf den unterschiedlichen Ebenen des Bildungssystems der deutschen Bundesländer liefern. Diese Ergebnisse werden hypothesenleitend hinsichtlich der Forschungsfragestellung anhand des Dreisäulenmodells von SCOTT (2001) (WALGENBACH/MEYER 2008, 57) auf der theoretischen Basis der Neoinstitutionalistischen Organisationstheorie interpretiert.
Den zweiten, forschungspraktischen Teil der Dissertation bilden Gruppendiskussionsverfahren (BOHNSACK 2008) mit Lehrkräften, die an drei Grund-, Haupt/Werkrealschulen in Baden-Württemberg durchgeführt wurden. Diese befanden sich in unterschiedlichen Stadien der Durchführung der gesetzlich vorgeschriebenen Fremdevaluation. Die Gruppendiskussionsverfahren wurden anhand der dokumentarischen Methode (BOHNSACK 2008) in Bezug auf die Zielsetzung der vorliegenden Forschungsarbeit hypothesenleitend ausgewertet sowie interpretiert. Diese
Ergebnisse werden mit den Annahmen zum Implementierungsgrad und Implementierungsort in die Formal- bzw. Aktivitätsstruktur von Maßnahmen der politischen Rahmenkonstruktion Schulautonomie auf den unterschiedlichen schulischen Organisationsebenen aus dem ersten Teil der Dissertation in Beziehung gesetzt.
The preceding text is an edition of historical sources. The edition’s origin dates back to two seminars of medieval and early modern history held at the University of Education of Schwäbisch Gmünd in the summer of 2009. The text contains an account book of 1568/69, beginning on St. Georges’s day (April 23rd) 1568 and ending on St. George’s day 1569. The account book contains all earnings and all expenses
of the Murrhardt monastery and the area around the city of Murrhardt. Murrhardt today is a town of 13.000 inhabitants in the Rems-Murr county in the Land of Baden-Württemberg in the south-west of Germany.
The account book enables detailed research concerning all aspects of the monastery’s social history, especially of the economy, as far as the revenues and expenses of money and natural produce are concerned. With this information it is possible to analyse the kinds and the amounts of cereals (spelt, wheat, rye, oats, and others), of wine, and all others naturals products, the relation of unpaid drudgery and of paid wage work of the monastery’s subjects. All kinds of
craftsmen and their work and products are contained in the account book as well as a lot of information about the regional communication by runners or the politics of poor relief. Other chapters contain information about taxes, the valuta in use in 1568/68, the financial flows or the transport of money from the monastery to the central cash of the sovereign, the duke of Wurtemberg in Stuttgart. The amount of taxes which had to be paid is mentioned so it is possible
to get a complete impression of the local social structure. In addition to this information the text enables research about the geography, about the land
utilisation, about the climate and the weather, about the architecture of the monastery and the city of Murrhardt, about the demography of the regional population and about the legal relationship of the population.
The former Benedictine abbey of Murrhardt was first submitted under the Lutherian reform in 1534/35 and then definitely in 1552, and had become a protestant institution. Although there were no more monks in the buildings of the monastery, the monastery as an economical unit continued to exist in the following centuries. This type of ancient monastery without monks but as an economical unit – a so-called Klosteramt – was usual in the duchy of Wurtemberg from
the middle of the 16th century until the end of the old Holy Roman Empire in 1806. So, the account book gives information about the first decades under Lutheranian gouvernment and religion.
As there are mentioned many streets, roads, ways, paths, bridges and fords it is possible to
reconstruct the complete road network system around the town and the traffic communication and trade connections. The great number of plot names delivers palaeo-ecological data, and the names of hundreds of persons enables to reconstruct a complex net of relations between the local and regional families and power groups. On the base of the numerous plot names
mentioned it is possible to reconstruct the history of the local and regional economy and settlement further back than only until the late 16th century. As far as the citizens are concerned, it is possible to write a complete social history the importance of which is exemplary for other regions, too. The text’s information concerning the buildings enables an exact description of the economic history and the history of the region’s settlement. Among historians it is not necessary to note that all the data of the account book do not only form a base for purely local or regional research but form a exemplary model of micro-historical
research. These facts, however, should be noted for all the non-historian users of the account book. The data published here also should be used as a basis for future seminar papers of my students at my university.
Im Grunde ist die nachfolgende Quellenedition eine Spätfolge einer im Sommersemester
2009 an der PH Schwäbisch Gmünd durchgeführten Lehrveranstaltung über Quellen der Frühen
Neuzeit – genau wie die schon 2010 und 2017 erschienene Edition von Lagerbüchern
von 1575 und 1576 und die 2019 erschienene Edition der Klosteramtsrechnung von 1568/69.
Wie bereits in der Edition zu 1568/69 ist auch zu der hier vorliegenden Edition der entsprechenden
Rechnungen von 1609/10 und 1619/20 festzustellen: Für historische Laien sind
spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Rechnungsbände auf den ersten Blick von einer
nicht zu überbietenden Langweiligkeit. Endlose Ketten von Einzelposten und riesige Mengen
von Zahlen – Geldbeträge und Naturalien – reihen sich aneinander.
Aber diese Daten haben es in sich. Ihr Quellenwert ist überwältigend und stellt den der meisten
Urkunden und sonstigen Akten in den Schatten. Es erschließt sich hier nicht mehr und
nicht weniger als das gesamte Wirtschaftsleben der damaligen Gesellschaft – und darüber
hinaus werden detaillierte und in ihrer Farbigkeit oftmals geradezu atemberaubende Einblicke
in das gesamte soziale Leben geboten. Die Zahl der durch die Rechnung erschlossenen
Bereiche ist groß. Nur die wichtigsten seien hier angesprochen:
Man erfährt präzise, wie die damalige Verwaltung funktionierte, wie hoch die Steuerund
Abgabenlast war, wofür überhaupt Geld ausgegeben wurde, wie die Postverbindungen
organisiert waren, was und wie viel in der Küche auf den Tisch kam.
Man erhält umfassende Informationen über die Wirtschaftsstruktur, die angebauten
landwirtschaftlichen Erzeugnisse, die gehaltenen Tiere, die hergestellten handwerklichen
und gewerblichen Produkte, den Handel und dessen geographischen Horizont, die
Bautätigkeit.
Man bekommt umfassendes Material zu Preisen von landwirtschaftlichen und handwerkliche
Produkten bis hin zu nach Angebot und Nachfrage schwankenden Preisen.
Man wird informiert über den sozialen Umgang der Menschen miteinander.
Die Daten zu den Personen sind überwältigend, so dass entscheidendes Material für
eine Prosopographie geliefert wird.
Die diversen Produkte bieten 1609/10 und 1619/20 in ihren Details weit über die Rechnung
von 1568/69 hinaus die Grundlage für eine Geschichte der Sachen im frühen
17. Jahrhundert, am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges und somit eine Fortsetzung
der Edition der Rechnung von 1568/69.
Insofern geht die vorliegende Quellenedition, wie schon die von 1568/69, weit über den
scheinbar lokalen Charakter hinaus. Hier wird empirisches Grundlagenmaterial für eine Sozialgeschichte
des frühen 17. Jahrhunderts geliefert, wie man es selten einmal bekommt.
Wie bereits in der Einleitung zur Edition der Rechnung von 1568/69 erläutert, sind die meisten
württembergischen Rechnungsbände des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit im
6
19. Jahrhundert einer großen Aktenkassation zum Opfer gefallen. Die Bedeutung der Rechnungsbände
als historische Quelle wurde in der genannten Einleitung ausführlich beschrieben,
so dass dies hier nicht wiederholt werden muss.
Im Vergleich zur Rechnung von 1568/69 fällt auf, dass die Rechnungen von 1609/10 in ihrem
Umfang noch einmal erheblich gewachsen sind. Für die Sozialgeschichte sind die Details insbesondere
der Rechnung von 1609/10 (nicht ganz in diesem Maße in der Rechnung von
1619/20) geradezu ein Eldorado. In der in nächster Zeit erscheinenden Sozialgeschichte
Murrhardts von der Mitte des 16. Jahrhunderets bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges
konnte ausführlich auf diese Details zurückgegriffen und ein entsprechend farbiges Bild entworfen
werden.1
Die Darstellungsprobleme, die sich aus der Tatsache ergeben, dass die hier vorliegende Edition
zwei verschiedene Rechnungsbände enthält, sind in den editorischen Vorbemerkungen
näher erläutert. Ausdrücklich hingewiesen sei auf das ausführliche Register, das – in Ergänzung
zum Inhaltsverzeichnis – den Quellenwert der Edition weit über die genannten Sozialgeschichte
Murrhardts hinaus auch für künftige Studien erschließt.
Die Praxis der Mahlzeitgestaltung in der Krippe Inszenierungen und Aufführungen eines Rituals
(2022)
Derzeit besucht ein Drittel der Kinder (34,4%) unter drei Jahren eine Kinderkrippe (Statistisches Bundesamt, 2021). Damit geht einher, dass immer mehr Kinder das Ritual der Mahlzeit in frühpädagogischen Einrichtungen erleben (Gutknecht & Höhn, 2017). Rituale, verstanden als „cultural performance“ (Wulf, Göhlich & Zirfas, 2001, S. 9) und „körperliche Praktiken“ (Gugutzer & Staack, 2015, S. 12), konstruieren soziale Wirklichkeiten und sind in hohem Maße an Erziehungs- und Bildungsprozessen in der frühen Kindheit beteiligt. Indem Kinder an Ritualen teilnehmen, übernehmen sie die „szenische Inszenierung mit ihren Wert-, Einstellungs- und Handlungselementen in ihre Vorstellungwelt“ (Wulf, 1996, S. 168) und eignen sich durch mimetische Fähigkeiten ein praktisches Wissen an. Das angeeignete Wissen ist insbesondere auf der Körperebene verankert und entzieht sich dadurch größtenteils dem reflexiven Bewusstsein (Wulf, 2017; Sting, 2009). Dies führt dazu, dass Rituale „häufig […] ein Eigenleben“ führen (Friebertshäuser, 2004, S. 29). Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger die rituelle Alltagspraxis in frühpädagogischen Einrichtungen im Allgemeinen sowie die Mahlzeitgestaltung im Besonderen in den Blick zu nehmen und der Reflexion zugänglich zu machen.
Im Rahmen der Dissertation wurde daher die Forschungsfrage bearbeitet, wie das Ritual der Mahlzeit in Krippen inszeniert und aufgeführt wird. Die Ergebnisse zeigen die Rekonstruktion von zwei Typen der Mahlzeitgestaltung, die zur Hervorbringung unterschiedlicher sozialer Ordnungen geführt und infolgedessen zu unterschiedlichen Beziehungs- und Interaktionsgestaltungen zwischen den Teilnehmenden beigetragen haben. Der erste Typus „Mahlzeit als Differenzerfahrung“ zeigt den Vollzug von normorientierten Praktiken, während der zweite Typus „Mahlzeit als Gemeinschaftserlebnis“ durch die Inszenierung und Aufführung von beziehungsorientierten Praktiken gekennzeichnet ist.
Die Tübinger katholischen Theologiestudenten im nationalsozialistischen Arbeitsdienst 1933–1945
(2016)
Die zahlreichen wissenschaftlichen, populärwissenschaftlichen und autobiographischen
Publikationen auf dem Buchmarkt zu den Themen Hitler1, Personen um Hitler, Holocaust bzw.
Shoa, Jugend im Nationalsozialismus und Verfolgung sowie Widerstand belegen die ungebrochene
Aktualität des Themas Nationalsozialismus. Die Veröffentlichung der kommentierten Neuausgabe
von Hitlers „Mein Kampf“ durch das Münchner Institut für Zeitgeschichte sorgte für weltweites
Aufsehen. Dem steht eine selbst verursachte Marginalisierung der katholischen Kirchengeschichte
angesichts des Themas Nationalsozialismus gegenüber.