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Obrigkeit und Bürger, politische Kräfte und Armutsprobleme in Gmünd, „Fabrikort“ und Oberamtsstadt im Königreich Württemberg Aus der Lokalpresse im Vormärz bis nach 1848

  • Die vorliegende Arbeit erwuchs aus dem Interesse des Verfassers an den frühen Vereinen in Schwäbisch Gmünd, geriet aber schnell in den Sog der „Bewegung der Jahre 1848 und 1849“.1 Das war die Bezeichnung im demokratisch orientierten Gmünder „März-Spiegel“ für die in jenen Jahren in Staat und Gesellschaft aktuellen Neuordnungsbestrebungen und -vorgänge, die konservative Seite nannte diese „Bewegung“ Revolution. Unsere Studie bemüht sich, Triebkräfte und Erscheinungsformen dieser „Bewegung“ in Gmünd, wie Schwäbisch Gmünd zwischen 1802 und 1934 amtlich hieß, aufzuzeigen. Dabei erfasst sie primär politische und soziale Lebensbereiche der Menschen mit ihren Einstellungen zu Staat, Gesellschaft und Bildung. So werden Züge einer Gmünder Politik- und Sozialgeschichte sichtbar. Diese lokalhistorischen Aspekte erhalten ihre Ordnung aus der gewichteten Gesamtsicht der europaweiten „Bewegung“, wie sie die von uns herangezogenen Publikationen der im Literaturverzeichnis genannten Autoren Hans- Ulrich Wehler und Thomas Nipperdey anbieten. Da die „Bewegung“ erst im Zusammenhang mit der vormärzlichen Lebensordnung ihren emanzipatorischen Charakter zu zeigen vermag, kann der Vormärz, den wir als die Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der März-Revolution von 1848 verstehen, nicht außer Acht bleiben. Die staatliche Obrigkeit in Gestalt des Königlichen Oberamtes in Gmünd sowie die Gmünder kommunale Obrigkeit des Stadtschultheißen und des Gemeinderates hatten in ihren Amtsbereichen Ordnung zu halten, die Herrschaftsstrukturen zu sichern und die Bevölkerung nach den vorgegebenen Moralvorstellungen zu führen. Sie wachten über die Grenzziehung für die geistigen und politischen Bewegungsräume der Bürger. Das freie Wort wurde kontrolliert, die Presse polizeilich zensiert, die Vereine wurden in ihren Statuten eingesperrt. Das System Metternich war auch in Gmünd maßgeblich. Im Königreich Württemberg bestand seit 1819 eine Verfassung, die den Fürsten mit einband und die Rechtsräume des Staates definierte. Die Kräfte der Bewegung forderten die Einhaltung der bestehenden Verfassungsrechte, darüber hinaus drängten sie beständig auf eine Verfassungsrevision im Sinne ihres Freiheits- und Partizipationsstrebens. Die Liberalen kämpften um die Verfassung, die sie als Schutzschild und als Schwert begriffen. Die Schaffung eines einheitlichen deutschen Nationalstaates mit einer Zentralgewalt, wofür viele Deutsche in den Kriegen gegen Napoleon gekämpft hatten, war auf dem Wiener Kongress zugunsten des Machtegoismus der einzelnen deutschen Fürsten und zugunsten einer Friedensruhe in Mitteleuropa unterblieben. Die Idee eines vom souverä- nen Volk zu schaffenden deutschen Nationalstaates aber, die sich dann in der März-Revolution 1848 Bahn brach, war im Vormärz in unterschiedlicher Gewichtung wirksam geblieben. Unsere Darstellung möchte zeigen, dass der Vormärz eine Zeit des Staus liberaler und nationaler Probleme war. Die Bewegungskräfte setzten sich in den Jahren 1848/ 49 zeitweilig durch. Die alten Machthaber jedoch schlugen zurück und waren in der Lage, die Errungenschaften der „Bewegung“ in zahlreichen Bereichen zunichte zu machen, zumindest sie zu blockieren. Unsere Studie bringt Beispiele für diese Reaktion, die der ganzen nachrevolutionären Epoche ihren Namen gab. Der sehr geraffte Ausblick über die Reaktionszeit hinaus konzentriert sich zur thematischen Abrundung auf das patriotische humanitäre Wirken Eduard Forsters und Johannes Buhls, die im Gmünder Aufbruch 1848/ 1849 Führungspersönlichkeiten gewesen waren. Unsere Arbeit ist thematisch gegliedert und folgt der Chronologie, was jedoch im Einzelfall zeitliche Vor- und Rückgriffe nicht ausschließt, um ein Thema hinreichend komplex zu gestalten. Die benutzten Pressequellen sind im Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd vorhanden, nur wenige Teilstücke dieser Primärquellen fehlen.2 Diese Lücken sind für unser Arbeitsvorhaben jedoch nicht bedeutsam geworden. Wo es aus quellenkritischer Sicht notwendig erschien, wurden als weitere Primärquellen die Protokolle des Gmünder Gemeinderates sowie einige amtliche Texte aus dem Königlich-Württembergischen Staats- und Regierungs- Blatt (1807-1823) bzw. dem Regierungs-Blatt für das Königreich Württemberg (1824-1849) herangezogen. An einigen Stellen der Arbeit halfen Dokumente aus den von Ernst Rudolf Huber herausgegebenen Bänden „Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte“ als Primärquellen aus. „Die Presse ist nun freilich nicht das Leben selbst. Aber in ihr spiegeln sich die Ideen, welche das Leben bewegen.“3 Diese Auffassung vertrat im Jahre 1873 Adolf Held, ein Kenner der deutschen Arbeiterpresse. Im Anschluss an diese Sichtweise kann der Verfasser feststellen, dass sich die zeitgenössischen Gmünder Pressequellen als breiter und heller Spiegel der Gmünder Lebenswelt in den ausgewählten Themenbereichen erwiesen. Es galt, die in der Presse gespeicherte Wirklichkeit zu erschließen und zu ordnen. Hier soll, soweit es der Verfasser nachprüfen konnte, das Bemühen der Gmünder Presseredakteure um Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit bei ihrer Nachrichten- und Meinungsvermittlung unterstrichen werden.

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Metadaten
Author:Gerd Noetzel
URN:urn:nbn:de:bsz:752-opus4-1322
Document Type:Book
Language:German
Year of Completion:2015
Date of first Publication:2021/06/14
Release Date:2021/06/14
Licence (German):License LogoCreative Commons - CC BY - Namensnennung 4.0 International