Gesund in und durch das Studium - Gesundheitsfördernde Ansätze zur Stärkung von Selbst- und Sozialkompetenzen bei Studierenden an der Fachhochschule Kärnten
- Mit der Einführung des Bologna-Prozesses rückten Themen wie studierendenzentriertes Lehren und Lernen und die Stärkung der Beschäftigungsfähigkeit in den Vordergrund (Eimer & Bohndick, 2022). Dazu gehört auch die universitäre Debatte, welche kognitiven, sozialen und persönlichen Fähigkeiten Studierende erlernen müssen, um den hochschulischen Anforderungen gerecht zu werden (Dingwerth & Kordts-Freudinger, 2019). Gut entwickelte persönliche und soziale Fähigkeiten sind entscheidend für lebenslanges Lernen, die Beschäftigungsfähigkeit (Hericks, 2018) und die Gesundheit (WHO, 1986). Die Rolle der Hochschulen besteht darin, ein anregendes Umfeld für Studierende zu schaffen, um diese fördern zu können (Okanagan Charta, 2015). Die Begründung für die Förderung gesundheitlicher Probleme von Studierenden findet sich in vielen Studien zum Gesundheitszustand von Studierenden (u.a. Diehl et al., 2018; Leuschner et al., 2021; Lutz-Kopp et al., 2019; Stadtfeld et al., 2019). Obwohl Studierende die größte Statusgruppe an Hochschulen ausmachen, liegt in Österreich der Fokus derzeit ausschließlich auf dem Auf- und Ausbau eines Gesundheitsmanagements für Mitarbeiter*innen (Nöhammer, 2022b). Bisher gibt es in Österreich keine gesetzlichen Regelungen, die eine Prävention und Gesundheitsförderung der Studierenden im universitären Umfeld vorschreiben würden. Weiters fehlen auch finanzielle Mittel für den Aufbau von Strukturen und die Entwicklung von Maßnahmen im Bereich der Studierendengesundheit. In Österreich ist die Fachhochschule Kärnten (FH Kärnten) Vorreiter für das Thema Studierendengesundheit und setzt sich systematisch wie auch strukturell für die Verankerung an der Hochschule ein. Diese Arbeit zeigt auf, mit welchen gesundheitsförderlichen Ansätzen die Selbst- und Sozialkompetenz bei Studierenden der FH Kärnten gefördert und somit ein gesundes und erfolgreiches Studieren ermöglicht werden kann. Die dahinterstehenden Projekte und die daraus resultierenden fünf Publikationen beleuchten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Ein zentrales Element ist ein systematisches und strukturiertes Vorgehen nach dem Public Health Action Cycle (PHAC; Ruckstuhl et al., 2008). Auch die Publikationen an sich, können den vier Phasen zugeordnet werden. Den übergeordneten theoretischen Bezugsrahmen zur Förderung der Studierendengesundheit bilden das (studentische) Kohärenzgefühl (Antonovsky, 1979), das Modell der Schlüsselkompetenzen (nach Dassler, 2009; Jaeger et al., 2009; Meyer-Schwickerath & Maaßen, 2014; OECD, 2016) und das House of Studyability (Kellner et al., 2021). Publikation 1 (Limarutti, Maier & Mir, 2021) exploriert den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und studentischem Kohärenzgefühl (Brunner et al., 2009) bei Studierenden der FH Kärnten. Diese Publikation liefert einen Beitrag zur Gesundheitsberichterstattung und kann auf Ebene 1 der Bedarfs- und Bedürfnisidentifikation, im Sinne des PHAC (Ruckstuhl et al., 2008) verortet werden. Eine weitere Veröffentlichung, Publikation 2 (Limarutti, Flaschberger & Mir, 2021), die ebenfalls mit Phase 1 in Verbindung gebracht werden kann, analysiert die Herausforderungen von berufsbegleitend und in der Pflege tätigen Studierenden in Zeiten der COVID-19 Pandemie. Die Publikationen 3 (Limarutti & Mir, 2021) und 4 (Limarutti & Mir, 2023) stellen Interventionskonzepte vor und beschreiben gesundheitsförderliche Ansätze zur Förderung und Stärkung von Selbst- und Sozialkompetenzen. Zudem legen sie einen Schwerpunkt auf die Partizipation der Studierenden und beschreiben, wie die Einbeziehung der Zielgruppe gelingen kann. Diese beiden Publikationen sind in Phase 2 (Strategieformulierung) und Phase 3 (Umsetzung) verortet. Die Evaluation des Projekts „Gesunder Start ins Studium“, wird Phase 4 (Wirksamkeitsüberprüfung) zugeordnet. Dabei wurde das Projekt unter Bezugnahme auf das ursprüngliche Evaluationskonzept zur Pilotstudie (Mir & Gebhard, 2015) einer neuerlichen Evaluation unterzogen und in Publikation 5 (Limarutti, Maier, Mir & Gebhard, 2021) veröffentlicht. Gesundheitsförderung im Setting Hochschule wurde durch die WHO (1986) als erfolgreiche Strategie zur Verhinderung negativer gesundheitlicher Folgen anerkannt. Auch durch die Verabschiedung der Okanagan Charta (2015) wird die Verantwortung der Hochschule in den Vordergrund gestellt, den Studierenden ein Mitbestimmungsrecht einzuräumen und sie beim Aufbau- und Ausbau von Kompetenzen zu unterstützen und zu fördern. Speziell in der aktuellen Zeit, wo die COVID-19 Pandemie aufgrund von sozialer Isolation und des damit verbundenen Einsamkeitserleben auch bei der mentalen Gesundheit der Studierenden ihre Spuren hinterlassen hat (Hauschildt & Biedermann, 2023; Loades et al., 2020), scheint die Förderung der Selbst- und Sozialkompetenzen, dabei speziell die Förderung des (studentischen) Kohärenzgefühls und des sozialen Miteinanders, wesentlicher denn je zu sein. Dies, wird in vorliegender Arbeit ausführlich beleuchtet. Abschließend wird ein mögliches Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) als zukünftige Perspektive vorgestellt. Weiters wird die Bedeutsamkeit der curricularen Verankerung sowie die Notwendigkeit von Sensibilisierungsmaßnahmen zur Bedeutsamkeit von Selbst- und Sozialkompetenzen und Schulung für Lehrenden zur Förderung dieser aufgezeigt. Die Förderung von Selbst- und Sozialkompetenzen sowie die Bewusstseinsbildung, dass Gesundheit und die gesundheitsförderlichen Ressourcen ein sektorübergreifendes Querschnittsthema ist, das alle Personen, unabhängig ihrer Qualifikation, betrifft (Sting & Bonse-Rohmann, 2022), muss als Teil der Organisationsentwicklung verstanden werden und sich auf alle Angehörigen einer Hochschule beziehen (Seibold et al., 2010).
URN: | urn:nbn:de:bsz:752-opus4-4926 |
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Referee: | Eva Mir geb. Brunner, Marlen Niederberger geb. Schulz |
Document Type: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Date of Publication (online): | 2024/05/07 |
Date of first Publication: | 2024/05/07 |
Granting Institution: | Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Fakultät I |
Date of final exam: | 2024/04/11 |
Release Date: | 2024/05/07 |
Tag: | Public Health Action Cycle |
Page Number: | 78 |
First Page: | 1 |
Last Page: | 68 |
Institutes: | Fakultät I |
Licence (German): | Veröffentlichungsvertrag mit Print-on-Demand |