@phdthesis{Beck2023, author = {Beck, Yvonne}, title = {Beitrag von Systemmodellierung zur F{\"o}rderung von Mehrperspektivit{\"a}t}, school = {P{\"a}dagogische Hochschule Schw{\"a}bisch Gm{\"u}nd}, pages = {1 -- 315}, year = {2023}, abstract = {Systemmodellierung ist Bestandteil vieler technischer Studieng{\"a}nge. Sie wird beispielsweise in der Regelungstechnik eingesetzt, um mechatronische Systeme zu beschreiben (vgl. Lunze 2013, S. 31). Dabei werden Strukturen technischer Systeme, die h{\"a}ufig R{\"u}ckkopplungen enthalten, sowie das zeitliche Verhalten dieser Systeme untersucht (vgl. ebd., S. 11). System Dynamics ist eine Form der Systemmodellierung, welche dieselben Analyseprinzipien auf andere Themenbereiche, wie die Wirtschaft, {\"u}bertr{\"a}gt. Systemmodellierung wird daher auch in Studieng{\"a}ngen wie dem Wirtschaftsingenieurwesen unterrichtet (vgl. Sterman 2000, S. 4ff., Lane 2000, S. 3). Anstelle technische Systeme isoliert zu betrachten, schl{\"a}gt Ropohl in seiner Allgemeinen Technologie vor, Technik stets in ihrer Wechselwirkung auf Mensch, Gesellschaft und Umwelt zu untersuchen (vgl. Ropohl 2009, S. 32ff.). Eine solche mehrperspektivische Systemsicht ist in Lehrveranstaltungen f{\"u}r angehende Techniklehrer*innen grundlegend (vgl. z.B. Schmayl 1995, S. 55ff., Schmidt 2009, S. 49ff., Gschwendtner und Geißel 2021, S. 168ff.). Die vorliegende empirische Studie versucht, Systemmodellierung mit einer mehrperspektivischen Systemsicht f{\"u}r Studierende verschiedener Technikstudieng{\"a}nge zu verkn{\"u}pfen. Hierzu setzen die Teilnehmer*innen der Studie Wirkungsdiagramme als leicht zu erlernende Form der Systemmodellierung (vgl. Ossimitz und Lapp 2006, S. 63) ein, um die deutsche Energiewende mit Bezug auf ihre dynamische Entwicklung und die Integration verschiedener Perspektiven zu untersuchen. Das Ziel der empirischen Studie ist zu beschreiben und darzustellen, in welcher Form Teilnehmer*innen verschiedener technischer Studieng{\"a}nge in einem aktiven Modellierungsprozess dynamische und perspektivische Komplexit{\"a}t dieses sozio-technischen Systems (vgl. Pfenning 2016, S. 102) durch Systemmodellierung abbilden. Hierzu wurde eine Interventionsstudie durchgef{\"u}hrt. Die Teilnehmenden entschieden sich nach einer Informationsphase {\"u}ber das System Energiewende und {\"u}ber die Systemmodellierung mit Wirkungsdiagrammen f{\"u}r die Betrachtung ausgew{\"a}hlter Perspektiven aus dem Spektrum Technik, Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Sie formulierten eine Leitfrage, zu der sie ein Wirkungsdiagramm erstellten. Das entwickelte Modell wurde anschließend anderen Teilnehmenden in Kleingruppen vorgestellt. Zu den erhobenen Daten geh{\"o}ren Arbeitsdokumente der Intervention, Transkripte der Modellpr{\"a}sentationen, Antworten von Pre- und Posttests, sowie soziodemografische Daten. Das bislang weitreichend unerforschte Themenfeld der mehrperspektivischen Systemmodellierung als Inhalt bildungswissenschaftlicher Studien wurde mit einem qualitativen Forschungsdesign erkundet: Es wurden Kategorien einer qualitativen Inhaltsanalyse entwickelt, um die erhobenen Daten zun{\"a}chst textstellenbasiert und sp{\"a}ter fallbasiert zu beschreiben und zu strukturieren. Hieraus wurde eine Typologie entwickelt, in der die F{\"a}lle in einem Merkmalsraum eingeordnet und nach {\"A}hnlichkeit gruppiert wurden. Innerhalb der Typologie wurden f{\"u}nf Typen identifiziert, die sich bez{\"u}glich der Vernetzung von Perspektiven und der Entwicklung ihrer Modellierungskenntnisse unterscheiden. Eine Mehrheit der Teilnehmenden wurde dem zentralen Teil der Typologie zugeordnet und konnte sowohl die Modellierung mit Wirkungs-diagrammen, als auch die Vernetzung von Perspektiven in der Studie umsetzen. F{\"u}r die Zusammenhangsanalyse wurden die f{\"u}nf Typen in zwei Gruppierungen zusammengefasst: F{\"u}r drei Randtypen mit einer extremeren Merkmalsauspr{\"a}gung im typologischen Raum wurde die Leistung in der Intervention mit Bezug auf die erhobenen Sekund{\"a}rdaten eingeordnet und kontextualisiert. F{\"u}r die Vertreter*innen der zwei Zentraltypen wurde gezeigt, dass das von ihnen erreichte Niveau der Systemmodellierung und mehrperspektivischen Systembetrachtung von Personen mit unterschiedlichen Vorkenntnissen und Studienhintergr{\"u}nden erreichbar ist. Dieses Ergebnis spricht daf{\"u}r, dass eine Lernumgebung, die eine selbstst{\"a}ndige Wahl von Perspektiven und Leitfragen, ein aktives Erstellen von Modellen, sowie die Interaktion mit anderen Teilnehmenden erm{\"o}glicht, den Einsatz von Wirkungsdiagrammen zur mehrperspektivische Modellierung sozio-technischer Systeme f{\"o}rdern kann. Die vorliegende qualitative Studie bietet nur einen ersten Einblick in den Forschungsbereich, der Systemmodellierung und Mehrperspektivit{\"a}t als Thema bildungswissenschaftlicher Forschung betrachtet. Es werden daher abschließend Vorschl{\"a}ge f{\"u}r weitere Forschungsthemen und f{\"u}r die Gestaltung von Lernkonzepten formuliert, die den Einsatz von Systemmodellierung zur F{\"o}rderung einer mehrperspektivischen Systembetrachtung in der Hochschullehre unterst{\"u}tzen k{\"o}nnen.}, language = {de} }