@book{Noetzel2015, author = {Gerd Noetzel}, title = {Obrigkeit und B{\"u}rger, politische Kr{\"a}fte und Armutsprobleme in Gm{\"u}nd, „Fabrikort“ und Oberamtsstadt im K{\"o}nigreich W{\"u}rttemberg Aus der Lokalpresse im Vorm{\"a}rz bis nach 1848}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:752-opus4-1322}, year = {2015}, abstract = {Die vorliegende Arbeit erwuchs aus dem Interesse des Verfassers an den fr{\"u}hen Vereinen in Schw{\"a}bisch Gm{\"u}nd, geriet aber schnell in den Sog der „Bewegung der Jahre 1848 und 1849“.1 Das war die Bezeichnung im demokratisch orientierten Gm{\"u}nder „M{\"a}rz-Spiegel“ f{\"u}r die in jenen Jahren in Staat und Gesellschaft aktuellen Neuordnungsbestrebungen und -vorg{\"a}nge, die konservative Seite nannte diese „Bewegung“ Revolution. Unsere Studie bem{\"u}ht sich, Triebkr{\"a}fte und Erscheinungsformen dieser „Bewegung“ in Gm{\"u}nd, wie Schw{\"a}bisch Gm{\"u}nd zwischen 1802 und 1934 amtlich hie{\"s}, aufzuzeigen. Dabei erfasst sie prim{\"a}r politische und soziale Lebensbereiche der Menschen mit ihren Einstellungen zu Staat, Gesellschaft und Bildung. So werden Z{\"u}ge einer Gm{\"u}nder Politik- und Sozialgeschichte sichtbar. Diese lokalhistorischen Aspekte erhalten ihre Ordnung aus der gewichteten Gesamtsicht der europaweiten „Bewegung“, wie sie die von uns herangezogenen Publikationen der im Literaturverzeichnis genannten Autoren Hans- Ulrich Wehler und Thomas Nipperdey anbieten. Da die „Bewegung“ erst im Zusammenhang mit der vorm{\"a}rzlichen Lebensordnung ihren emanzipatorischen Charakter zu zeigen vermag, kann der Vorm{\"a}rz, den wir als die Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der M{\"a}rz-Revolution von 1848 verstehen, nicht au{\"s}er Acht bleiben. Die staatliche Obrigkeit in Gestalt des K{\"o}niglichen Oberamtes in Gm{\"u}nd sowie die Gm{\"u}nder kommunale Obrigkeit des Stadtschulthei{\"s}en und des Gemeinderates hatten in ihren Amtsbereichen Ordnung zu halten, die Herrschaftsstrukturen zu sichern und die Bev{\"o}lkerung nach den vorgegebenen Moralvorstellungen zu f{\"u}hren. Sie wachten {\"u}ber die Grenzziehung f{\"u}r die geistigen und politischen Bewegungsr{\"a}ume der B{\"u}rger. Das freie Wort wurde kontrolliert, die Presse polizeilich zensiert, die Vereine wurden in ihren Statuten eingesperrt. Das System Metternich war auch in Gm{\"u}nd ma{\"s}geblich. Im K{\"o}nigreich W{\"u}rttemberg bestand seit 1819 eine Verfassung, die den F{\"u}rsten mit einband und die Rechtsr{\"a}ume des Staates definierte. Die Kr{\"a}fte der Bewegung forderten die Einhaltung der bestehenden Verfassungsrechte, dar{\"u}ber hinaus dr{\"a}ngten sie best{\"a}ndig auf eine Verfassungsrevision im Sinne ihres Freiheits- und Partizipationsstrebens. Die Liberalen k{\"a}mpften um die Verfassung, die sie als Schutzschild und als Schwert begriffen. Die Schaffung eines einheitlichen deutschen Nationalstaates mit einer Zentralgewalt, wof{\"u}r viele Deutsche in den Kriegen gegen Napoleon gek{\"a}mpft hatten, war auf dem Wiener Kongress zugunsten des Machtegoismus der einzelnen deutschen F{\"u}rsten und zugunsten einer Friedensruhe in Mitteleuropa unterblieben. Die Idee eines vom souver{\"a}- nen Volk zu schaffenden deutschen Nationalstaates aber, die sich dann in der M{\"a}rz-Revolution 1848 Bahn brach, war im Vorm{\"a}rz in unterschiedlicher Gewichtung wirksam geblieben. Unsere Darstellung m{\"o}chte zeigen, dass der Vorm{\"a}rz eine Zeit des Staus liberaler und nationaler Probleme war. Die Bewegungskr{\"a}fte setzten sich in den Jahren 1848/ 49 zeitweilig durch. Die alten Machthaber jedoch schlugen zur{\"u}ck und waren in der Lage, die Errungenschaften der „Bewegung“ in zahlreichen Bereichen zunichte zu machen, zumindest sie zu blockieren. Unsere Studie bringt Beispiele f{\"u}r diese Reaktion, die der ganzen nachrevolution{\"a}ren Epoche ihren Namen gab. Der sehr geraffte Ausblick {\"u}ber die Reaktionszeit hinaus konzentriert sich zur thematischen Abrundung auf das patriotische humanit{\"a}re Wirken Eduard Forsters und Johannes Buhls, die im Gm{\"u}nder Aufbruch 1848/ 1849 F{\"u}hrungspers{\"o}nlichkeiten gewesen waren. Unsere Arbeit ist thematisch gegliedert und folgt der Chronologie, was jedoch im Einzelfall zeitliche Vor- und R{\"u}ckgriffe nicht ausschlie{\"s}t, um ein Thema hinreichend komplex zu gestalten. Die benutzten Pressequellen sind im Stadtarchiv Schw{\"a}bisch Gm{\"u}nd vorhanden, nur wenige Teilst{\"u}cke dieser Prim{\"a}rquellen fehlen.2 Diese L{\"u}cken sind f{\"u}r unser Arbeitsvorhaben jedoch nicht bedeutsam geworden. Wo es aus quellenkritischer Sicht notwendig erschien, wurden als weitere Prim{\"a}rquellen die Protokolle des Gm{\"u}nder Gemeinderates sowie einige amtliche Texte aus dem K{\"o}niglich-W{\"u}rttembergischen Staats- und Regierungs- Blatt (1807-1823) bzw. dem Regierungs-Blatt f{\"u}r das K{\"o}nigreich W{\"u}rttemberg (1824-1849) herangezogen. An einigen Stellen der Arbeit halfen Dokumente aus den von Ernst Rudolf Huber herausgegebenen B{\"a}nden „Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte“ als Prim{\"a}rquellen aus. „Die Presse ist nun freilich nicht das Leben selbst. Aber in ihr spiegeln sich die Ideen, welche das Leben bewegen.“3 Diese Auffassung vertrat im Jahre 1873 Adolf Held, ein Kenner der deutschen Arbeiterpresse. Im Anschluss an diese Sichtweise kann der Verfasser feststellen, dass sich die zeitgen{\"o}ssischen Gm{\"u}nder Pressequellen als breiter und heller Spiegel der Gm{\"u}nder Lebenswelt in den ausgew{\"a}hlten Themenbereichen erwiesen. Es galt, die in der Presse gespeicherte Wirklichkeit zu erschlie{\"s}en und zu ordnen. Hier soll, soweit es der Verfasser nachpr{\"u}fen konnte, das Bem{\"u}hen der Gm{\"u}nder Presseredakteure um Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit bei ihrer Nachrichten- und Meinungsvermittlung unterstrichen werden.}, language = {de} }